Tragedia lirica in zwei Akten (1831)
Musik von Vinzenco Bellini
Libretto von Felice Romani
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Neuproduktion des Theater an der Wien
Premiere:
Freitag, 15. Mai 2020, 19:00 Uhr
Aufführungen:
18. / 20. / 22. Mai 2020, 19:00 Uhr
Für AbonnentInnen des "Großen Premieren-Abos" und des Abos "Die Zweite .... bietet mehr" findet vor der jeweiligen Aufführung eine Werkeinführung ca. 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung statt.
Besetzung
Zum Werk
Vincenzo Bellini gelang eine Bilderbuchkarriere, während der er jede Oper genau ausarbeiten konnte und bei fast allen seiner Bühnenwerke stand ihm in Felice Romani der beste Librettist Italiens zur Verfügung, so auch bei Norma, die 1831 für die Mailänder Scala entstand. Bellini war auf der Höhe seiner Karriere, aber erstaunlicherweise wurde die Uraufführung am 26. Dezember 1831 trotz hochkarätiger Besetzung ausgepfiffen. Da er Norma für seine bislang beste Oper hielt, war Bellini völlig konsterniert: „Ich komme von der Scala; erste Aufführung von Norma. Würdest Du es glauben? Fiasko! Fiasko! Feierliches Fiasko!“ schrieb er nach der turbulenten Premiere an seinen Freund Francesco Florimono. Aber mit den weiteren Aufführungen kam der verdiente Ruhm. Wie in La vestale, einem Vorbild für Norma, wurde die Titelpartie eine Paraderolle für große Sängerinnen, die gesanglichen und darstellerischen Ansprüche für Pollione und Adalgisa sind kaum weniger hoch. Die Handlung in Norma ist allerdings tragisch und vielfach verschlungener als in La vestale: Mit Adalgisa wird das Drama um die Unkeuschheit einer Priesterin zu einer abwechselnd von Eifersucht, Mitgefühl und Rachgier vorangetriebenen Dreiecksgeschichte vor der Kulisse eines heidnischen Druidenkultes, der eine Priesterin braucht, aber letztlich von Männern geleitet wird – Oroveso, der Oberdruide, ist bezeichnenderweise auch noch Normas Vater. Norma ist der Höhepunkt von Bellinis und Romanis Meisterschaft in der Musikdramaturgie, worin sich Text und Musik untrennbar vereinen. Man assoziiert Bellini oft mit romantischer Melancholie, seine von Verdi gerühmten „melodie lunghe lunghe lunghe“ verwirklichen sich eindrucksvoll in der berühmtesten Nummer von Norma, „Casta diva“, dem Gebet an die Mondgöttin, aber gleich bezwingend meistert er kriegerische Aggression wie im Guerra-Chor, Beziehungsstreit all’italiana im Finale I und die tragisch-ekstatische Steigerung vor dem Scheiterhaufen. „Niemand weiß, was Musik ist, wenn er aus einer Aufführung von Norma kommt und nicht bis zum Überfließen gefüllt ist mit den letzten Seiten dieses Aktes.“ schrieb der Musikwissenschafter Alfred Einstein 1935 unter dem Eindruck von Bellinis Meiterwerk.
Handlung
Ganz Gallien ist von den Römern besetzt, aber immer wieder regt sich Widerstand. In einem kleinen Dorf formiert sich um den Oberdruiden Oroveso eine zum Aufstand entschlossene Gruppe. Ohne das Zeichen der Oberpriesterin Norma, Orovesos Tochter, glauben sie jedoch nicht losschlagen zu dürfen. Aber laut Norma befiehlt die Mondgöttin nicht Kampf, sondern Frieden – die Römer würden von selbst an ihrer Dekadenz zugrunde gehen. Norma hat freilich sehr persönliche Gründe, den Frieden bewahren zu wollen, denn seit Jahren ist sie heimlich mit dem römischen Prokonsul Pollione liiert, sie hat sogar schon zwei Kinder mit ihm. Sie weiß allerdings noch nicht, dass dieser sich längst ihrer Druidennovizin Adalgisa zugewandt hat und mit ihr nach Rom fliehen will. Adalgisa ahnt ihrerseits nichts von Normas Doppelleben. Als das junge Mädchen, von seinem Gewissen gequält, Norma von ihrer Liebe erzählt, platzt Pollione in das Gespräch, und es stellt sich heraus, dass beide Frauen denselben Mann lieben. Zunächst will Norma in zorniger Raserei ihre Kinder töten, bringt es aber dann doch nicht fertig. Sie beschließt, auf Pollione zugunsten Adalgisas zu verzichten, aber auch Adalgisa will Normas Glück nicht zerstören und bietet an, ihr Pollione zu überlassen. Inzwischen werden die gallischen Widerstandstruppen unruhig, sie wollen endlich kämpfen. Norma gibt in einer erneuten Aufwallung von Zorn über Pollione das Zeichen zum Aufstand. In diesem Augenblick wird Pollione selbst von den Galliern ergriffen. Er hat sich eingeschlichen, offenkundig, um eine Priesterin zu entführen, und soll sofort hingerichtet werden. In einem letzten Gespräch versucht Norma ihn dazu zu bewegen, auf Adalgisa zu verzichten, dann würde sie ihm das Leben retten. Pollione steht aber zu seiner Liebe zu Adalgisa. Die Gallier fordern nun, dass Norma den Namen der unkeuschen Priesterin, die mit Pollione ein Verhältnis unterhält, verkündet, denn diese soll verbrannt werden. Aber anstatt Adalgisa zu verraten, enthüllt Norma ihre eigene Unkeuschheit. Sie bittet ihren Vater, sich ihrer Kinder anzunehmen und ist bereit zu sterben. Überwältigt von Normas Größe ändert Pollione seine Gefühle und besteigt mit ihr den Scheiterhaufen.