Oper in fünfzehn Szenen von Christian Jost (2020)
Libretto von Christoph Klimke unter der Mitarbeit des Komponisten
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Ein Auftragswerk des Theater an der Wien
Premiere:
Montag, 17. Februar 2020, 19:00 Uhr bis ca. 20:30 Uhr (keine Pause)
Aufführungen:
19. / 21. / 24. / 26. Februar 2020, 19:00 Uhr
Für AbonnentInnen des "Großen Premieren-Abos" und des Abos "Die Zweite .... bietet mehr" findet vor der jeweiligen Aufführung eine Werkeinführung ca. 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung statt.
Galerie
Besetzung
Zum Werk
Das Theater an der Wien vergibt seit seiner Umwidmung zum Opernhaus im Jahr 2006 regelmäßig Kompositionsaufträge für zeitgenössische Opern. Das Beethoven-Jahr 2020 ist nun erneut Anlass für einen solchen Auftrag. Der Bezug dieser neuen Oper zu Beethoven ergibt sich aus der Wahl des Sujets: Es geht um Prinz Egmont von Gaure als Verfechter von Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit. Diese Themen lagen Beethoven sehr am Herzen: Seine einzige Oper Fidelio kreist um sie wie auch viele seiner weiteren Werke, die entstanden, während Europa unter den Napoleonischen Kriegen litt. Beethoven verehrte Johann Wolfgang von Goethe zeitlebens, er vertonte mehrere seiner Gedichte, schrieb für das Burgtheater 1810 die Schauspielmusik zu dessen Trauerspiel Egmont und bezeichnete Goethe in einem Brief 1811 als den „ersten deutschen Dichter“. Beide trafen sich im Sommer 1812 in Teplitz, es entstand aber keine Künstlerfreundschaft, der Generationenkonflikt war wohl zu groß. Zum 250. Geburtstag leistet das Theater an der Wien mit Egmont einen künstlerischen Beitrag zum Beethoven-Jahr. Für das Libretto wurde der mehrfach ausgezeichnete Schriftsteller und Librettist Christoph Klimke engagiert, der neben Erzählungen, Gedichten und Essays auch für viele Theaterstücke und Tanztheater- sowie Opern-Libretti verantwortlich zeichnet. Für das Theater an der Wien schrieb er 2010 das Libretto zu Johannes Kalitzkes erfolgreicher Oper Die Besessenen. Sein neues Libretto zu Egmont beinhaltet sowohl lyrische Passagen wie auch von Beethoven inspirierte Momente. Der Kompositionsauftrag erging an den Komponisten und Dirigenten Christian Jost. Ausgehend von Beethovens Orchesterbesetzung seiner Schauspielmusik sollte Jost seine eigene Sicht auf Egmont gestalten. Er war 1999/2000 erster Composer in residence des Orchesters der Beethovenhalle Bonn. 2005 feierte seine erste abendfüllende Oper Vipern in Düsseldorf Premiere, bis dahin war das Solokonzert eine zentrale Gattung in seinem kompositorischen Schaffen gewesen. Seine Oper Hamlet wurde 2009 von der Zeitschrift Opernwelt zur Uraufführung des Jahres gewählt. Zentral für ihn ist die „Suche nach dem magischen Moment.“ Und dies erreiche er „nur durch ein komplexes, differenziertes Verhältnis von Struktur, Form und Klang“.
Handlung
Die spanischen Niederlande werden von Aufständen gegen die Herrschaft Philipps II. erschüttert. Die Menschen haben sich teilweise dem neuen protestantischen Glauben angeschlossen, sie fordern Religionsfreiheit und größere Selbständigkeit für ihr Land. Spaniens Statthalterin, Philipps Halbschwester Margarete von Parma, versucht immer wieder Kompromisse zu finden und das Land zu beruhigen. In ihr hoffen die niederländischen Adligen eine Verbündete für eine diplomatische Lösung zu haben. Vor allem Prinz Egmont von Gaure ist einer derjenigen, der mit ihrer Hilfe einen für die Niederlande und Spanien befriedigenden, gerechten Frieden aushandeln will. Er hofft, mit seiner Geliebten Clara dann endlich ein gemeinsames Leben beginnen zu können. Da Margarete von Egmont sehr angetan ist, erscheint es ihm durchaus möglich, die Politik beeinflussen zu können. Philipp II. wünscht aber den harten Kurs beizubehalten, mehr Eigenständigkeit der Niederlande und gar Religionsfreiheit kommen für ihn auf keinen Fall in Frage.Er selbst zeigt sich jedoch nicht in den krisengeschüttelten Provinzen, sondern sendet den als gnadenlos bekannten Herzog von Alba zu seiner Schwester, er soll das Taktieren beenden und mit Waffengewalt Ruhe schaffen. Egmont mag nicht glauben, dass Philipp so unnachgiebig ist, er sieht die Quelle aller Brutalität nur in Alba, der König ließe gewiss mit sich reden, stünde man ihm persönlich gegenüber. Clara ist weniger idealistisch, sie rät dem Geliebten zur Flucht, was Egmont ablehnt. Er spürt keine Gefahr für sich, schließlich ist er Margaretes Schützling. Aber schnell wird klar, wie vergeblich dies ist: Alba lässt Margarete heimlich ermorden. Nun steht seiner Unbarmherzigkeit niemand mehr entgegen, und er nimmt den unvorsichtigen Egmont fest. In dieser Situation können der Gefangene und Clara nur noch auf Hilfe durch Albas Sohn Ferdinand hoffen, weil dieser sich von Egmonts Freiheitsideen fasziniert zeigt. Der junge Mann muss sich nun entscheiden, ob er der Freiheit den Weg bahnen oder rücksichtslos die eigene Karriere durchsetzen will – wird er den Kreislauf von Unterdrückung und Ausbeutung um des Machterhalts willen unterbrechen oder ihn nur weiter antreiben?