Tragédie lyrique in drei Akten (1807)
Musik von Gaspare Spontini
Libretto von Victor-Joseph Étienne de Jouy
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Neuproduktion des Theater an der Wien
Premiere:
Samstag, 16. November 2019, 19:00 Uhr bis ca. 22:00 Uhr (Pause ca. 20:05 Uhr)
Aufführungen:
18. / 20. / 23. / 25. / 27. November 2019, 19:00 Uhr
Für AbonnentInnen des "Großen Premieren-Abos" und des Abos "Die Zweite .... bietet mehr" findet vor der jeweiligen Aufführung eine Werkeinführung ca. 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung statt.
Fotos
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Besetzung
Zum Werk
Gaspare Spontini, in Italien 1774 in armen Verhältnissen geboren, gelang eine beeindruckende Karriere: Er reüssierte zunächst in seinem Heimatland und ging 1803 nach Paris, wo er als Protegé von Kaiserin Joséphine zum wichtigsten Komponisten der napoleonischen Ära wurde. Als Victor-Joseph Étienne de Jouy 1804 den Text zu La vestale dem noch weitgehend unbekannten Spontini anbot, erkannte dieser darin seine Chance. Die Partitur war 1805 fertig, aber um für das Werk eines Außenseiters eine Aufführung an der Pariser Opéra durchzusetzen, brauchte es noch zwei Jahre und die nachdrückliche Hilfe der Kaiserin. Die Uraufführung am 15. Dezember 1807 mit exzellent besetzten Gesangs- und Tanzpartien wurde ein sensationeller Erfolg und zog schnell Aufführungen in ganz Europa nach sich. Anders als alle anderen durchaus erfolgreichen Opern Spontinis war La vestale nie ganz vergessen. Besonders die Titelpartie ist eine Herausforderung für große Künstlerinnen wie zum Beispiel Maria Callas. Julias Solo-Szene im 2. Akt, in der sie in aufgeregtem Pathos ihre Zerrissenheit zwischen der Pflicht gegenüber der Göttin und der Sehnsucht nach ihrem Geliebten schildert, erfordert höchste darstellerische und sängerische Brillanz. Gleichfalls beeindruckend ist die vielgestaltige Chorpartie: Vor der Einmauerung der sündigen Priesterin wechseln sich Bedauern und Verdammung von Volk und Vestalinnen ergreifend miteinander ab; in den Finali entsteht durch vielstimmige Crescendi überwältigende Sogwirkung. Spontini verwirklichte mit dieser Oper in der Musik die revolutionäre Ästhetik, die Jacques-Louis David in der Bildenden Kunst mit seinen klassizistischen Gemälden 20 Jahre zuvor definiert hatte. Parallel zu David stieg Spontini am 1804 von Napoleon neu geschaffenen Kaiserhof zum Staatskünstler auf. Das glückliche Ende von La vestale spiegelt noch den Glauben an die Veränderbarkeit der Verhältnisse, wie sie die Revolutionsoper propagierte. Nur sind es hier keine Menschen, sondern die Göttin, die eine lebenswerte Lösung herbeiführt, sie ist aufgeklärter als ihr patriarchal organisiertes Bodenpersonal – das Glück kommt wieder von oben, was vielleicht ganz im Sinne des neuen Kaisers gewesen sein mag.
Handlung
Licinius ist als siegreicher Feldherr über die Gallier nach Rom zurückgekehrt, die Stadt bereitet einen Triumphzug für den Helden vor, er jedoch sehnt sich nur danach, seine geliebte Julia wiederzusehen, die er vor fünf Jahren in Rom zurücklassen musste. Die ganze Militärkarriere hat er nur ihretwegen begonnen, denn er ist von geringerer Herkunft als Julia. Um ihrer würdig zu werden, wollte er seinen Wert auf dem Schlachtfeld beweisen. Nun muss er hören, dass Julia ihrem Vater auf dem Sterbebett hatte schwören müssen, dass sie Vestalin wird. Als Vestalin musste sie Keuschheit geloben, bricht sie den Schwur, wird sie lebendig eingemauert – der Vater wollte so eine Ehe zwischen ihr und diesem Emporkömmling auch über seinen Tod hinaus verhindern. Seinem Freund Cinna klagt Licinius seine Verzweiflung. Die beiden beschließen das Wagnis, Julia aus dem Tempel der Vesta zu entführen. Indessen erfährt Julia, dass sie diejenige sein wird, die den jungen Triumphator am nächsten Tag mit dem Lorbeerkranz krönen soll. IhreLiebe zu Licinius flammt wieder auf, gleichzeitig quälen sie Angst und Schuldgefühle, sie betet zur Göttin um Erlösung von ihrer Sehnsucht nach weltlichem Glück, aber die Göttin gibt kein Zeichen. Als Julia in der Nacht allein das heilige Feuer im Tempel hütet, dringt Licinius in den Tempel ein und will sie mit sich nehmen. Sie weigert sich, aber während ihres leidenschaftlichen Gesprächs erlischt das heilige Feuer, was sofort bemerkt wird. Licinius entflieht, der Oberpriester und die Vestalinnen nehmen Julia fest und verurteilen sie zum Tod. Sie verrät jedoch nicht den Namen ihres Liebhabers, selbst als Licinius sich vor ihrer Gruft als den Schuldigen bezeichnet, verleugnet sie ihn, um ihn zu schützen. Licinius’ Anhänger versuchen, durch einen Aufstand die Einmauerung Julias zu verhindern, aber schließlich rettet die Göttin selbst Julias Leben: Auf der erloschenen Feuerstelle war Julias Vestalinnenschleier niedergelegt worden, und kurz bevor der letzte Stein das Grab verschließt, setzt die Göttin Vesta mit einem Blitz vom Himmel den Schleier in Brand und entzündet das heilige Feuer von Neuem. Sie hat Julia vergeben, das junge Paar darf heiraten, das Volk jubelt.