Oper in vier Akten (1881)
Musik und Libretto von Peter IljitschTschaikowski
nach Friedrich Schillers gleichnamiger romantischer Tragödie
In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Neuproduktion des Theater an der Wien
Premiere:
Samstag, 16. März 2019, 19:00 Uhr bis ca. 22:00 Uhr (Pause: ca. 20:25 Uhr)
Aufführungen:
18. / 20. / 23. / 25. / 27. März 2019, 19:00 Uhr
Fotos
Galerie
Besetzung
Zum Werk
Peter Iljitsch Tschaikowskis historische Lieblingsheldin war seit seiner Kindheit Johanna, die Jungfrau von Orleans. Als er nach Abschluss der Komposition von Eugen Onegin nach einem Stoff für eine große Oper im Stil der französischen Grand Opéra suchte, beschloss er, seinem Idol ein musikalisches Denkmal zu setzen. Er beschäftigte sich intensiv mit der historischen Überlieferung und der künstlerischen Verarbeitung des Schicksals der Heiligen Johanna. Auf der Basis von Friedrich Schillers romantischer Tragödie Die Jungfrau von Orleans aus dem Jahr 1801 schrieb sich der Komponist seinen Text selbst. Seine Johanna stirbt am Ende historisch korrekt auf dem Scheiterhaufen, nicht verklärt auf dem Schlachtfeld wie bei Schiller. Tschaikowski komponierte die Oper 1879, die Uraufführung fand aber erst am 25. Februar 1881 im Mariinski-Theater in St. Petersburg statt. Die Partie der Johanna musste von einer Sopran- in eine Mezzopartie umgearbeitet werden, die Zensur bereitete Schwierigkeiten – schließlich aber konnte Tschaikowski mit seiner Jungfrau einen großen Erfolg verbuchen. Durch die formale Orientierung an der Grand Opéra entstand eine sehr monumentale Oper, allerdings in sehr russischer Ausprägung. Das bewirken vor allem die vielen, Gott anrufenden Chöre, die das in seiner Stimmung recht wankelmütige Volk und die ermutigenden oder verurteilenden Engel darstellen. Einzig in der Szene an Karls Hof findet sich eine französische Couleur locale, weil ein französisches Lied, „Mes belles amourettes“, in die Musik für die Gaukler integriert ist. 1876 hatte Tschaikowski in Bayreuth der Erstaufführung von Wagners Der Ring des Nibelungen beigewohnt, offenkundig hat dieser Eindruck seinen Umgang mit dem Verhältnis von Orchester und Singstimme beeinflusst. Zentral ist die Figur der Johanna, die eine enorme emotionale Spannweite zwischen ihrem göttlichen Auftrag und der Ergriffenheit durch menschliche Liebe durchlebt: Tschaikowski schildert in seiner Musik ergreifend ihre ekstatische Beseeltheit durch ihre Berufung, die Überzeugungskraft gegenüber dem König, ihre Ängste und in den beiden Duetten ihre Liebe zu Lionel sowie die letzte Verzweiflung auf dem Scheiterhaufen.
Handlung
Das Volk ist voll Angst und bittet Gott um Hilfe, denn England überzieht Frankreich mit Krieg. Deshalb will der Bauer Thibaut seine Tochter Johanna schnell verheiraten, sie soll einen Beschützer haben. Aber Johanna glaubt fest, ihr sei ein anderes Schicksal bestimmt. Thibaut wird wütend auf seine Tochter, der angebotene Bräutigam Raimond hingegen respektiert ihren Wunsch, er spürt, es ist etwas Besonderes um sie. Als die Nachricht eintrifft, dass die Engländer immer näher rücken, fühlt sich Johanna von der Gottesmutter erleuchtet und prophezeit, dass eine bewaffnete Jungfrau Frankreich retten wird. Das Volk ist verwundert und preist Gott. Johanna nimmt Abschied von ihrem Dorf und zieht los, denn sie ist überzeugt, dass sie diese bewaffnete Jungfrau sein wird. Es gibt aber eine Bedingung, die sie einhalten muss, um sich die Unterstützung Gottes zu erhalten: Sie muss jeglicher irdischen Liebe entsagen. Es gelingt ihr, König Karl, der sich in arger Bedrängnis befindet, von ihrer Mission zu überzeugen. Als sie seine Truppen gegen die Engländer führt, erringt sie Sieg um Sieg, das Volk feiert sie. Aber plötzlich verliebt sie sich, als sie auf dem Schlachtfeld einem Feind, Lionel, in die Augen sieht. Sie verschont ihn und bricht damit ihr Gelübde. Lionel verliebt sich ebenfalls in sie und will mit ihr fliehen. Aber Johanna hält sich nun gegenüber Gott für schuldig und bricht innerlich zusammen. Am Tag ihres Triumphs, als sie König Karl zur Krönung in die wiedereroberte Kathedrale von Reims geleitet, taucht plötzlich ihr Vater auf. Er hält eine Frau, die sich Kriegsgeschäft anmaßt, für vom Teufel besessen und klagt sie öffentlich an. Johanna setzt dem nichts entgegen, sie glaubt an ihre Schuld. Die Gunst des Volkes wendet sich sogleich gegen die angebliche Hexe. Als Johanna doch mit dem Gedanken spielt, mit Lionel zu fliehen, halten sie Stimmen vom Himmel, die sie des Verrats gegenüber Gott anklagen, davon ab. Lionel will sie schützen und wird getötet. Daraufhin lässt sich Johanna festnehmen und wird wegen Hexerei verurteilt. Während sie auf dem Scheiterhaufen stirbt, bejubelt das Volk den Tod der Hexe und preist Gott. Engelsstimmen verkünden Johannas Aufnahme in den Himmel.