Johann Adolph Hasse hatte seit 1725 eine großartige Karriere gemacht; begonnen hatte sie in Italien, 30 produktive Jahre verbrachte er als in ganz Europa berühmter Hofkapellmeister in Dresden, bis ihn der Siebenjährige Krieg von dort vertrieb. Zwar kehrte er später wieder zurück, aber Sachsen war finanziell ruiniert und seine Stelle wurde eingespart. So zog Hasse 1764 weiter nach Wien. Allerdings war gerade in Wien die u.a. von Christoph Willibald Gluck entwickelte Reformoper modern und für die alte Opera seria, wie Hasse sie schrieb, interessierte sich außer der konservativen Hofgesellschaft um Maria Theresia keiner mehr. Hasse erkannte dies ganz klar und hörte auf zu komponieren, als er sich von dieser Entwicklung überholt sah. Piramo e Tisbe war seine 1768 vorletzte Oper, in der er sich vorsichtig von der strengen Form der Opera seria zu lösen versuchte und aktuelle Ideen einarbeitete. Die Uraufführung fand eventuell im Burgtheater statt, es folgten Vorstellungen für den kaiserlichen Hof in Laxenburg. Hasse selbst hielt dieses Intermezzo tragico für eines seiner besten Werke, es wurde auch vielfach in Europa nachgespielt. Er gestaltete dieses Stück um das tödliche Missverständnis eines Liebespaares mit einem reichen Orchestersatz und verwendete vorwiegend orchesterbegleitete Rezitative, so dass die Oper besonders geschlossen und einheitlich wirkt.