Opera buffa in zwei Akten (1816)
Libretto von Cesare Sterbini
Neuproduktion des Theater an der Wien in der Kammeroper
Neuer Premierentermin:
Freitag, 11. März 2022, 19:00 Uhr bis ca. 21:50 Uhr (Pause ca. 20:30 Uhr)
Aufführungen:
13. | 26. | 29. | 31. März und 2. April 2022, 19.00 Uhr
Einführungsmatinee:
Sonntag, 6. März 2022, 11:00 Uhr
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Besetzung
Handlung
Doktor Bartolo will sein Mündel Rosina heiraten, das er wie eine Gefangene hält. Er will an ihr Vermögen herankommen. Doch da gibt es noch den verliebten Grafen Almaviva, der Rosina unter dem Namen Lindoro ein Ständchen bringt. Um ihr näher zu kommen, verbündet er sich mit dem Barbier Figaro, der bei Bartolo ein- und ausgeht. Rosina sieht in dem attraktiven Lindoro den einzigen Ausweg, der Tyrannei ihres Vormunds zu entgehen. Inzwischen hat Bartolo erfahren, dass sich der berüchtigte Graf Almaviva in Sevilla aufhalten und seiner Rosina nachstellen soll. Der befreundete Musiklehrer Basilio rät ihm, den Grafen bei Rosina vorsichtshalber zu verleumden. Bartolo will Rosina jedoch lieber sofort heiraten. Figaro warnt Rosina und bestätigt ihr Lindoros Verliebtheit. Planmäßig verlangt Almaviva nun als Soldat verkleidet Quartier bei Bartolo, verhält sich dabei aber so auffällig, dass er fast verhaftet wird und dieser Plan fehlschlägt. Am nächsten Morgen versucht er erneut, Einlass in Bartolos Haus zu erreichen. Diesmal gibter sich als Schüler Basilios aus, der in Vertretung seines angeblich erkrankten Lehrers Rosina unterrichten soll. Bartolo bleibt freilich misstrauisch und lässt die beiden nicht aus den Augen. Den Verliebten bleibt kaum Zeit, einen Fluchtplan zu besprechen, denn da erscheint unvermutet Basilio selbst und kann von Almaviva nur mit einem gefüllten Geldbeutel ruhig gestellt werden. Als Bartolo von Basilio etwas später über die wahre Sachlage aufgeklärt wird, beauftragt er Basilio, augenblicklich einen Notar zu holen. Boshaft zeigt er Rosina jenen Brief, den sie zuvor an Lindoro geschrieben hat, und behauptet, ihn von Graf Almaviva erhalten zu haben – Lindoro sei nur des lüsternen Grafen Handlanger. Rosina fühlt sich betrogen und verraten. Als der Graf und Figaro mit Hilfe einer Leiter einsteigen, weigert sie sich zunächst, von dem Verräter Lindoro für den Grafen entführt zu werden. Als ihr jedoch versichert wird, dass Lindoro und lmaviva ein und dieselbe Person sind, willigt sie beglückt in die Trauung durch den herbeigerufenen Notar ein. Der zu spät kommende Bartolo hat das Nachsehen und muss einsehen, dass seine Anstrengungen nichts als nutzlose Vorsicht waren.
Zum Werk
Gioachino Rossinis Il barbiere di Siviglia gilt als Paradebeispiel einer Opera buffa. Der Stoff, die musikalischen Formen, die Handlung und die Figuren sind paradigmatisch für diese Gattung. Dazu kommt noch eine Musik von „überschäumender Animalität“, wie es Friedrich Nietzsche ausdrückte, die diesem Meisterwerk bis heute ungebrochene Popularität verschafft. Selbst Beethoven, der den Rossini-Taumel in Wien der 1820er Jahre verachtete, konnte dieser funkensprühenden Opera buffa seine Bewunderung nicht versagen. Dabei war die Uraufführung am 20. Februar 1816 im Teatro Argentino in Rom ein Misserfolg und einer der gern zitierten Skandale der Operngeschichte. Anhänger des Komponisten Giovanni Paisiello konnten es nicht verwinden, dass Rossini die Vorlage, den ersten Teil von Beaumarchais’ Figaro-Trilogie, erneut vertonte, und pfiffen nach jeder Nummer. Der Siegeszug von Rossinis Barbiere rund um den Erdball ließ sich jedoch nicht aufhalten. Die Rezeptionsgeschichte zeigt aber, dass der perfide doppelte Boden der Handlung mehr und mehr verwischt wurde, und die brisante Botschaft dieser komischen Oper leider allzu oft zur billigen Klamotte degradiert wurde. Rossini erkannte als einer der ersten die Zeichen einer neuen Zeit: Die industrielle Revolution und der Kapitalismus begannen sich zu formieren. Und Rossini stellte deren gefährlichen Aberwitz auf der Bühne bereits warnend zur Schau. Sind nicht die ausgetüftelten Pläne des Titelhelden einzig der belebenden Wirkung des Geldes geschuldet? Bartolo hat es nur auf das Vermögen Rosinas abgesehen, und im intriganten Basilio explodieren die Macht- und Zerstörungsfantasien. Graf Almaviva ist dagegen der Prototyp des Geldadels, der mit Privilegien und pekuniären Bestechungen alles zu seinen Gunsten regeln kann. Und ist nicht auch Rosina in Wahrheit kühl berechnend, um keine Notlüge verlegen? Von ihren Koloraturen sagte bereits Stendhal, nichts Kälteres sei denkbar. Rossinis Meisterwerk, das die Vorgeschichte zu dem älteren Geniestreich, Mozarts gesellschaftlich genauso hellsichtigen Le nozze di Figaro zeigt, ist also nicht nur eines der erfolgreichsten Stücke der Opernliteratur, Il barbiere di Siviglia ist aktueller denn je.