Serenata in einem Akt (1711)
Libretto von Nicola Giuvo
Konzertante Aufführung in italienischer Sprache
Besetzung
Inhalt / Zum Werk
„Denn die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht, und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht“, dichtete Bertolt Brecht, und auf wenige Personen trifft diese Erkenntnis mehr zu als auf die heute unbekannte italienische Adelige Aurora Sanseverino (1669-1726). Die Kunstsammlerin vereinte in ihrem Salon in Neapel die größten Künstler des Barock und gab oftmals noch jungen Komponisten entscheidende Aufträge. Auf seiner ersten Italienreise komponierte der 22-jährige Händel für Sanseverino die Serenata Aci, Galatea e Polifemo, ein Sujet, das den Komponisten ein Leben lang begleitete. Und noch bevor Nicola Antonio Porpora seine Tätigkeit als Gesangslehrer in Neapel aufnahm, mit der er zur europaweiten Berühmtheit aufsteigen sollte, beauftragte Sanseverino den 25-jährigen Komponisten 1711 ebenfalls mit der Komposition einer einaktigen Serenata: Deianira, Iole ed Ercole. Das Stück war ein Geschenk zur Hochzeit ihres Sohnes. Für die jungen Musiker war der Auftrag der angesehenen Kunstförderin in derdamaligen Opernmetropole Neapel ein wesentlicher Schub für ihre weitere Karriere, die beide Komponisten später zeitgleich nach London führte. Das Libretto von Nicola Giuvo erzählt die Liebesgeschichte von Deianira und Herkules aus Ovids Metamorphosen. Dem Helden Herkules wurde prophezeit, dass kein lebender Mensch ihn besiegen könne. Als seine zweite Frau Deianira vom Zentauren Nessos entführt wird, tötet Herkules den Flüchtenden mit einem Giftpfeil. Sterbend rät Nessos der Prinzessin, sie solle sein Blut auffangen, und wenn sie Herkules’ Gewand darin tränke, würde er nie wieder eine andere Frau anschauen. Die Handlung der Serenata setzt zu dem Zeitpunkt ein, als Herkules sich in Iole, die Tochter von König Eurytos, verliebt hat und seinen Betrug an Deianira nicht zu bereuen bereit ist. Eifersüchtig und verzweifelt überreicht sie Herkules ein Hemd, getränkt mit dem Blut des Nessos. Aber statt Treue löst das vergiftete Hemd höllische Schmerzen bei Herkules aus, der sich, um seine Qualen zu beenden, lebendig verbrennt. Das Orakel hat Recht behalten: Kein Lebender konnte Herkules töten, und Deianira und Iole bleiben einsam zurück.