Dramma per musica in drei Akten (1727)
Musik von Antonio Vivaldi
Libretto von Grazia Braccioli nach dem gleichnamigen Versepos von Ludovico Ariosto
Konzertante Aufführung in italienischer Sprache
Termin:
Dienstag, 26. März 2019, 19:00 Uhr bis ca. 22:05 Uhr (Pause ca. 20:30 Uhr)
Besetzung
Inhalt / Zum Werk
Antonio Vivaldis erste musikalische Auseinandersetzung mit Ludovico Ariostos 1516 herausgegebenem Versepos Orlando furioso war eine Oper namens Orlando finto pazzo, uraufgeführt 1714 am Teatro Sant’ Angelo in Venedig, dessen Direktor er seit kurzem war. Es war die Fortsetzung des Orlando furioso seines Kollegen Giovanni Alberto Ristori – Vivaldi selbst war damit kein Erfolg beschieden. Im Dezember 1727 sah der Spielplan erneut eine Bearbeitung Vivaldis desselben Stoffes vor. Orlando furioso scheint erst spät in das Programm aufgenommen worden zu sein, zeigt doch die teilweise erhaltene autographe Partitur alle Anzeichen großer Hast, selbst für die übliche Widmung fehlte die Zeit. Allerdings erweiterte er das Orchester um eine Traversflöte und zwei Trompeten. Die Handlung blieb aber weitgehend identisch mit Ristoris erfolgreichem Orlando furioso aus dem Jahr 1713, denn Vivaldi nutzte die gleiche Vorlage, das Libretto von Grazio Braccioli. Auf Alcinas Zauberinsel spielen sich diverse Liebesverwirrungen ab. Angelica bittet die Magierin Alcina, sie durch ihre Zauberkraft mit ihrem geliebten Medoro zusammenzubringen. Alcina gewährt diese Hilfe bereitwillig – und nicht ganz uneigennützig in Bezug auf ihre eigenen Liebesabsichten. Als Orlando jedoch von der Hochzeit zwischen seiner geliebten Angelica und Medoro erfährt, verfällt er dem Wahnsinn. In seiner Verwirrung zerstört er eine Statue des Zauberers Merlin, wodurch er unbeabsichtigt Alcinas Zauberkraft bricht. Er erkennt, dass wahre Liebe nur zu erreichen ist, wenn man dem Liebeswahn entsagt. Die Rolle des Titelhelden, 1713 noch eine Basspartie, schrieb Vivaldi eigens für die venezianische Sängerin Lucia Lancetti und zeigte einmal mehr seine Fähigkeiten als geborener Klangmaler. Auch die Gesangspartien von Astolfo, Bradamante und Medoro passte er in den Stimmlagen den derzeit verfügbaren Sängerinnen und Sänger an. Besonders in den Szenen von Orlandos zunehmender geistiger Umnachtung stellte Vivaldi das konventionelle Formenschema des barocken Dramma per musica – die Abwechslung von Rezitativ und Da capo-Arie – in den Dienst der psychologischen Charakterisierung.