Ballett von John Neumeier
frei nach Anton Tschechow
Musik von Dmitri Schostakowitsch, Evelyn Glennie, Peter I. Tschaikowski, Alexander Skrjabin
Premiere:
7. Mai 2018, 19:00 Uhr bis ca. 21:30 Uhr (Pause: ca. 20:00 Uhr)
Aufführung:
8. Mai 2018, 19:00 Uhr
Besetzung
Inhalt
Seit meiner Studienzeit wollte ich ein Stück von Anton Tschechow choreografieren. Die Lektüre von Die Möwe ruft Stimmungen hervor, in meinem Kopf entstehen Momente, die mit meinen eigenen Erfahrungen verbunden sind. Es sind nicht unbedingt immer die gleichen wie im Text, aber von ihnen ausgelöste Geschehnisse und Szenen, die sich während des Kreationsprozesses weiter entwickeln. Es geht mir nicht darum, die Personen und Szenen des Theaterstücks direkt in ein Ballett zu übertragen. Tschechows Dramen leben von der inneren Aktion. Man muss bei ihm zwischen den Zeilen lesen, die Feinheiten, Anspielungen und das Unausge - sprochene wahrnehmen. Tschechows Theater ist eines der Emotionen – und die kann ich zu Tanz werden lassen.
Das Stück ist russisch, die Musik ist russisch, da habe ich sofort an diese sehr abenteuerliche und wichtige Richtung der modernen Kunst, an den Ausdruckstanz in Russland gedacht. Die Hauptlinie meiner Choreografie schließt an die dramatisch emotionale Linie in der Tradition von Antony Tudor, Frederick Ashton und John Cranko an. Andere Szenen des Balletts geben Einblick in die Welt des klassischen Tanzes der Ballerina Arkadina. Durch Ninas Wunsch nach einer Tänzerkarriere erfahren wir, wie aufregend ein Revuetanz ist. Mit diesen vier Ebenen oder Kapiteln aus der Tanzgeschichte wird meine Möwe zu einer Auseinandersetzung mit Tanz selber.
John Neumeier
In John Neumeiers Version von Die Möwe sind die Figuren keine Schauspielerinnen, Autoren und Regisseure wie in Tschechows Original, er hat die Geschehnisse unter Beibehaltung der Gefühlsverwirrungen in die Welt des Balletts übersetzt: In einem Landhaus treffen die alternde Ballerina Irina Arkadina und ihr Liebhaber, der arrivierte Choreograf Trigorin, Arkadinas Sohn Kostja und dessen Freundin, die junge Nina aus der Nachbarschaft aufeinander. Nina will auch Tänzerin werden. Kostja liebt sie und träumt davon, für Nina Choreografien zu schaffen und berühmt zu werden. Aber Nina entscheidet sich für Trigorin als Liebhaber, von seiner Unterstützung verspricht sie sich mehr für ihre Karriere. Sie geht nach Moskau und beginnt als Tänzerin in einem Revuetheater zu arbeiten. Jahre später treffen Nina und Kostja einander wieder: Nina ist als Künstlerin gescheitert, Kostja hat sich zwar als Choreograf durchsetzen können, ist aber innerlich am Ende. Als Nina ihn immer noch nicht liebt, bringt er sich um.