Sergei Rachmaninow – im europäischen Repertoire nahezu nur durch spätromantische Symphonien und hochvirtuose Klaviermusik bekannt – bezeichnete das Hören seiner 1915 uraufgeführten Vesper op. 37 als „eine Stunde der glücklichsten Befriedigung“. Im Ritus der russisch-orthodoxen Kirche aufgewachsen, prägten Rachmaninow die liturgischen Gesänge schon früh. Gute 30 Jahre später waren es mit die kindlichen Erinnerungen, die ihn zu seinem geistlichen Meisterwerk inspirierten – in seinem op. 37 fügte er trotz strengem liturgischen Ritus Neues und Altes nahtlos ineinander. Diese gut einstündige Vigil führt auch die nicht mit den russischen Gesängen vertrauten Hörerinnen und Hörer in eine mystische, geheimnisvolle Welt und im Zeitraffer vom erhabenen Abendgottesdienst zum hoffnungsfreudigen Morgengesang.