Satyricon
Oper in einem Akt (1973)
Musik und Libretto von Bruno Maderna (1920-1973)
Mittwoch, 23. Jänner, 2013
HANDLUNG & INFORMATION
In seinem nur teilweise erhaltenen Roman Satyricon geißelt der römische Senator Titus Petronius die pervertierten Ausschweifungen der neureichen Oberschicht in Rom zur Zeit Neros. In scheinbarer Naivität porträtiert Petronius, der „Arbiter“ genannt wurde, weil er Neros „Schiedsrichter“ der Eleganz sei, die politische und soziale Dekadenz einer Gesellschaft am Rande des Abgrunds. Bruno Maderna hat in seinem Todesjahr 1973 die satirische Bestandsaufnahme einer sich auflösenden Gesellschaft vertont. Im Mittelpunkt steht das Gastmahl des Trimalchios. Der frühere Sklave hat unermesslichen Reichtum erlangt, den er in einem Festgelage protzend zur Schau stellt. Maderna hat diesen Teil musikalisch bearbeitet und mit Mitteln des zeitgenössischen Ausdrucks die Parallelen zum zwanzigsten Jahrhundert freigelegt. Das Stück vermeidet jede moralisierende Stellungnahme, sondern schafft durch die musikalische Collagentechnik Querbezüge bis in die Gegenwart. Maderna behauptete selbstironisch, dass keine einzige Note von ihm sei. In ungeordneten, nur lose gereihten Szenen, die durch Einspielungen ergänzt werden können, zeichnet er das Bild einer Gesellschaft, die an der eigenen Dekadenz zugrunde gehen muss. In der völligen Vereinsamung vermag nur die Musik die zerrütteten Seelen zu trösten.