Iphigénie en Aulide

Premiere
Donnerstag, 8. November 2012
19 Uhr

Tragédie in drei Akten (1774)
Musik von Christoph Willibald Gluck

Neuproduktion des Theater an der Wien

HANDLUNG

Christoph Willibald Gluck war schon 60 Jahre alt, als er seiner Schülerin Maria Antonia, aus der inzwischen die Dauphine Marie Antoinette geworden war, nach Paris folgte. Er wollte dort seine Idee der internationalen
Reformoper mit Elementen aus französischem und italienischem Opernstil weiterentwickeln. 1762 hatte er in Wien mit Orfeo ed Euridice ein erstes Werk dieser Art vorgestellt: Worte und Musik sollten organisch miteinander
verschmelzen, klare Schönheit zum Herzen sprechen.

Der trojanische Prinz Pâris hat Hélène, Gattin des spartanischen Königs Ménélas, geraubt. Wegen dieser Schmach ziehen die Griechen gegen Troja in den Kampf. König Agamemnon von Mykene sammelt dazu die griechische Flotte in Aulis. Da er aber die Göttin Diane beleidigt hat, veranlasst sie eine Windstille; die Kriegsschiffe können nicht auslaufen. Oberpriester Calchas verkündet, dass die Göttin nur dann wieder Wind schickt, wenn Agamemnon ihr seine Tochter Iphigénie opfert. Eigentlich sollte Iphigénie mit Achille verheiratet werden. Statt des Hochzeitsfestes wird es nun eine Hinrichtung geben. Achille stellt sich jedoch der Opferung seiner Braut entgegen. In König Agamemnon kämpfen Vater und Kriegsführer gegeneinander an. Als das kriegsgierige Volk immer lauter nach dem Opfer verlangt, willigt Iphigénie in ihre Opferung ein. In Glucks Variante hat Göttin Diane angesichts dieser Demut nicht nur ein Einsehen und entrückt Iphigénie mythologiegerecht nach Tauris, sondern sie entlässt sie ganz aus ihrem Dienst. Iphigénie und Achille dürfen noch heiraten, bevor die Helden zum Kampf ausziehen.

Indem sich Gluck bewusst von der inzwischen zum Selbstzweck erstarrten vokalen Virtuosität der italienischen Tradition absetzte, erreichte er eine
bislang nicht gekannte Intensität in der musikalischen Ausdeutung der Figuren: Agamemnons Qualen, sein innerer Konflikt zwischen Vaterliebe und seiner Pflicht als Heerführer, werden eindringlich geschildert. Wurde
die Premiere noch eher kühl aufgenommen, erkannten das Pariser Publikum schnell das Außergewöhnliche an dem Werk: Karten für die Folgevorstellungen gab es bald nur noch auf dem Schwarzmarkt.