Il trittico
Premiere
Mittwoch, 10. Oktober 2012
19 Uhr
Drei Opern in einem Akt (1918)
Musik von Giacomo Puccini
HANDLUNG & INFORMATIONEN
Nach dem Tod ihres Kindes ist die Liebe in der Ehe von Michele, eines Pariser Schleppkahnfahrers, und seiner Frau Giorgetta erloschen. Nur mehr Sprachlosigkeit herrscht zwischen den beiden. Während Michele immer noch versucht, wieder Kontakt zu seiner Frau herzustellen, treibt die verzweifelte Sehnsucht nach einem besseren Leben die junge Frau in die Arme eines anderen Mannes, der die gleichen Träume hegt. Der Ehemann schöpft aber Verdacht, lauert dem Liebhaber auf und tötet ihn. Seine Frau konfrontiert er brutal mit der Leiche ihres Geliebten. Hoffnungslos bricht sie zusammen.
Eine junge Adlige muss in einem Kloster ihre Sünde abbüßen, die darin bestand, ein heimliches Liebesverhältnis eingegangen zu sein, dem sogar ein uneheliches Kind entsprungen war. Angelica sehnt sich nach diesem Kind der Liebe, muss aber von ihrer kaltherzigen Tante erfahren, dass es inzwischen gestorben ist. Nur die Aussicht, vielleicht doch einmal dies Kind kennenzulernen, hatte Angelica am Leben gehalten. Nachdem ihr dieses Ziel geraubt ist, vergiftet sie sich. Im Sterben wird ihr eine tröstliche Vision zuteil: Die Madonna führt ihr dieSeele ihres Sohnes zu.
Ziel der Wünsche der Figuren in Gianni Schicchi ist Geld. Der reiche Buoso ist gestorben und hat alles einem Kloser vermacht. Seine Familie ist empört, weiß aber keinen Ausweg. Sie holen den stadtbekannt schlauen Gianni Schicchi, der nicht zur Familie gehört, dessen Tochter Lauretta aber mit einem der jüngeren Mitglieder, Rinuccio, in Liebe verbunden ist. Gianni Schicchi kommt und ersinnt eine makabere List: Da außerhalb des Sterbehauses noch keiner von Buosos Tod weiß, versteckt er die Leiche, spielt den Sterbenden und diktiert einem Notar ein neues Testament, worin er sich selbst und seine Tochter großzügigst bedenkt – zum Ärger der restlichen Bagage.
Giacomo Puccini wünschte sich, inspiriert von Einaktern wie Richard Strauss’ Salome und Elektra, im Rahmen eines Triptychons vergleichbare Werke zur Weiterentwicklung der italienischen Operntradition zu schaffen.
Die Suche nach geeigneten Stücken war jedoch schwierig. Von den ersten Plänen bis zur Uraufführung von Il trittico 1918 dauerte es fünf Jahre. Aber es gelang ihm, mit dem dreiteiligen Abend für die italienische Oper ein
Werk der internationalen Moderne zu schreiben.
In Il tabarro schildert Puccini die melancholische, emotional aufgeladene Stimmung an der träge dahinfließenden Seine, Suor Angelica ist ein Frauendrama voll mystischer Entrücktheit, und Gianni Schicchi erweist sich als Puccinis raffinierteste Partitur: eine einzige große, fein gewobene Ensembleszene. Er wollte schon lang eine komische Oper schreiben, dennoch nimmt die musikalische Komödie in seinem Gesamtwerk einen Sonderplatz ein. Erst mit dem Einakter um den Testamentsbetrüger Gianni Schicchi gelang ihm in höchster kompositorischer Meisterschaft eine Oper voller Witz, die aber wie viele große Komödien eine im Grunde tieftraurige Geschichte erzählt.
Die stilistische Unterschiedlichkeit der Stücke soll die Wirkung jeder einzelnen Oper erhöhen. Sozialdrama, rührendes Mysterienspiel und sarkastische Gesellschaftskomödie ergeben zusammen ein musikdramatisches
Weltbild. Die Expressivität von Puccinis melodischer Gestik, seine subtile Harmonik und der Facettenreichtum des orchestralen Timbres erheben Il trittico in den Rang eines Hauptwerkes. Die Einheit des musikalischen
Triptychons besteht eigentlich aus ihrer inhaltlichen Gegensätzlichkeit, für die Puccini eine verbindende musikalische Stilistik findet. Suor Angelica endet tragisch und zeigt doch ein versöhnliches Schlussbild. Während
Gianni Schicchi in tiefster Unmoral heiter ausklingt.
UMBESETZUNG
Aufgrund eines Bühnenunfalls und seines damit wieder akut gewordenen Rückenleidens sieht sich Kirill Petrenko zu seinem größten Bedauern und zum Bedauern des Theater an der Wien gezwungen, das Dirigat zu „Il trittico“ zurückzulegen. Die Intendanz hat kurzfristig den israelischen Dirigenten Rani Calderon für diese Neuproduktion gewonnen.
Rani Calderon wurde 1972 in Israel geboren. Er ist Musikdirektor und Chefdirigent des Teatro Municipal in Santiago de Chile und hat sich sowohl als Dirigent von Opern als auch von symphonischem Repertoire einen Namen gemacht. Zusammenarbeit u. a. mit dem Théâtre du Capitol de Toulouse, der Neuen Israelischen Oper in Tel Aviv,
der Opéra nationale du Rhin in Straßburg und der Opéra de Monte Carlo.
Als Operndirigent leitete er u. a. Andrea Chenier in Monte Carlo, Faust in Bilbao und Dresden, Don Giovanni an der Wiener Volksoper, Aida und Eugen Onegin in Avignon sowie Die Zauberflöte, Rigoletto, Turandot und Il trittico an der Neuen Israelischen Oper in Tel Aviv. In seiner Funktion als Chefdirigent des Teatro Municipal dirigierte er kürzlich Tannhäuser, Elektra, L’ Italiana in Algeri und Aida, als nächste Produktion folgt Lucrezia Borgia. Weitere Pläne beinhalten Semiramide in Kopenhagen, Rigoletto in Dresden und Il trovatore in Bukarest sowie Konzerte in Sofia, Bari und Bonn.
Premiere „Il trittico“: 10. Oktober 2012
Damiano Michieletto, einer der interessantesten Vertreter der jungen Generation italienischer Regisseure, verbindet die drei Einakter szenisch miteinander. Als unglückliches Ehepaar Michele und Giorgetta eröffnen Patricia Racette und Roberto Frontali den dreiteiligen Abend in Il tabarro. Die amerikanische Sopranistin übernimmt auch die Titelrolle der Suor Angelica und als geschickter Testamentsbetrüger Gianni Schicchi wird wieder der italienische Bariton Roberto Frontali zu erleben sein. Unter der musikalischen Leitung von Rani Calderon spielt das ORF Radio Symphonieorchester Wien, es singt der Arnold Schoenberg Chor.