Il ritorno d`Ulisse in patria

Premiere
7. September 2012
19 Uhr

Dramma per musica in einem Prolog und drei Akten (1640)
Musik von Claudio Monteverdi
Musikalische Leitung: Christophe Rousset
Inszenierung: Claus Guth
Mit Garry Magee, Delphine Galou u.a.
Les Talens Lyriques

Neuproduktion des Theater an der Wien

INHALT

Nachdem Monteverdi 1607 mit seinem L’Orfeo, uraufgeführt am Mantuaner Hof, das erste Meisterwerk der neuen Gattung Oper geschaffen hatte, komponierte er 30 Jahre später für Venedig, wo seit 1637 öffentliche Opernhäuser
existierten, nochmals zwei Opern: Il ritorno d’Ulisse in patria auf ein Libretto von Giacomo Badoaro nach der Odyssee des Homer, uraufgeführt 1639/40, und L’incoronazione di Poppea, uraufgeführt kurz vor seinem Tod
1643.

Il Tempo (Vergänglichkeit), La Fortuna (Schicksal) und Amore (Liebe) führen l’Umana fragilità (menschliche Hinfälligkeit) im Prolog vor Augen, dass jeder Sterbliche ein Spielball dieser drei ist. Ein drastisches Beispiel dafür liefert die Geschichte der Heimkehr des Ulisse: Zehn Jahre lang hat er Troja belagert, weitere zehn Jahre lang wurde seine Rückkehr durch den Zorn des Meeresgottes Nettuno verhindert. Stünde nicht die Göttin Minerva auf seiner Seite, seine Irrfahrt nähme vielleicht nie ein Ende. Mit ihrer Hilfe kann er die letzte Prüfung bestehen, die ihm nach der Ankunft im heimatlichen Ithaka auferlegt ist: Seine Gattin Penelope zurückzuerobern. Sie hat den Platz an ihrer Seite bisher freigehalten; doch da alle ihren Mann für tot halten, wird sie immer drängender von drei Freiern umworben. Nachdem Ulisse die Nebenbuhler aus dem Feld geschlagen hat, weigert sich Penelope, in ihm den vermissten Gatten wiederzuerkennen. Erst ein erneutes Eingreifen der Götter macht den Weg frei für die Wiedervereinigung der so lange Getrennten.

Monteverdi gewinnt der mythischen Figur des Odysseus durch seine
schnörkellose, zugleich affektgeladene Musik das Portrait eines modernen Menschen ab, der geprägt ist von seinen traumatischen Erlebnissen im Krieg. Ebenso faszinierend ist die Darstellung der Penelope; sie trauert dem verloren Geglaubten auf so intensive Weise nach, dass sie die reale Begegnung mit ihm nicht wahrhaben will. Claus Guth setzt mit Il ritorno d ’Ulisse in patria seinen Monteverdi-Zyklus fort. Sein Ansatz ist es, wie schon in L’Orfeo, mit dem 380 Jahre alten Stück dem Schicksal von Menschen nachzuspüren, die unsere ZeitgenossInnen sein könnten.