Oper in drei Akten (1900)
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach dem Drama La Tosca von Victorien Sardou
Premiere:
18. Jänner 2022, 19:00 Uhr bis ca. 21:15 Uhr (keine Pause)
Aufführungen:
21. | 23. | 26. | 28. | 30. Jänner 2022 | 19.00 Uhr bis ca. 21:15 Uhr (keine Pause)
Einführungsmatinee:
16. Jänner 2022, 11.00 Uhr
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Neuproduktion des Theater an der Wien
Umbesetzung-Information vom 15.01.2022:
Dirigent Marc Albrecht springt kurzfristig für den erkrankten Ingo Metzmacher ein.
Besetzung
Handlung
Rom, 1800: Cesare Angelotti konnte aus der Engelsburg, dem berüchtigten Staatsgefängnis, fliehen, wo er als politischer Gefangener seine Tage fristen musste. Er sucht Zuflucht in der Kirche Sant’Andrea della Valle und trifft dort auf seinen Freund, den Maler Mario Cavaradossi. Plötzlich erscheint dessen Geliebte, Opernsängerin Floria Tosca: Sie ist misstrauisch, weil die Kirchentüre versperrt war, und eifersüchtig, weil Cavaradossis Madonnen-Gemälde einer realen Dame sehr ähnlich sieht. Aber Cavaradossi kann die Situation entschärfen. Tosca geht. Wieder alleine schmieden Angelotti und Cavaradossi Fluchtpläne – da signalisiert ein Kanonenschuss, dass Angelottis Flucht bemerkt wurde. Sie verlassen beide die Kirche. Während die Kantorei probt, platzt Polizeichef Scarpia herein und lässt die Kirche nach dem flüchtigen Angelotti durchsuchen. Auch Tosca kommt erneut in die Kirche. Scarpia ist über das Verhältnis zwischen ihr und Cavaradossi unterrichtet und will sie eifersüchtig machen. Es gelingt ihm. Später lockt er Tosca zu sichin den Palazzo Farnese, und auch der festgenommene Cavaradossi wird ihm vorgeführt. Cavaradossi soll so lange gefoltert werden, bis Tosca das Versteck Angelottis verrät, was sie auch tut und was Cavaradossi erzürnt. Scarpia befiehlt Cavaradossis Erschießung, wenn sich Tosca ihm aber hingäbe, ließe er Cavaradossi frei. Sie willigt ein, und Scarpia verspricht, dass es eine Erschießung zum Schein wird. Tosca handelt sich von Scarpia noch einen Geleitbrief aus, damit sie und Cavaradossi Rom verlassen können. Während er diesen Brief schreibt, ersticht sie ihn. Daraufhin reinigt sie ihre Hände, nimmt Scarpia den Brief aus den toten Fingern, richtet ihr Haar und geht. In der Engelsburg berichtet sie Cavaradossi, dass die Erschießung nur vorgetäuscht werde, und sagt ihm, was er zu tun habe: Nämlich nach dem ersten Schuss zu Boden fallen und liegen bleiben. Jedoch ist es kein Scheinkommando, Scarpia hatte Anweisung gegeben, Cavaradossi wirklich zu töten. Die Polizei hat mittlerweile auch Scarpias Leiche gefunden und ist hinter Tosca her. Als sie begreift, dass Cavaradossi wirklich tot ist, stürmt sie auf die Spitze der Engelsburg und stürzt sich von dort in den Tod.
Zum Werk
Giacomo Puccini legte mit seiner fünften Oper Tosca ein Werk vor, das ihm zwar Erfolg brachte, die Gesellschaft aber spaltete. Dass überhaupt Victorien Sardous Drama La Tosca (1887, Paris) Basis für eine Oper sein sollte, war vermutlich Puccinis Idee. Im Jahr 1889 besuchte er eine Aufführung von La Tosca und bat daraufhin seinen Verleger Ricordi, sich die Rechte für eine Vertonung bei Sardou zu sichern. Weil er mit anderen Aufträgen ausgelastet war, erkundigte sich Puccini erst im Jahr 1895 wieder bei Ricordi über den Stand der Dinge im Fall Tosca. Die Rechte waren gesichert, Luigi Illica war als Librettist vorgesehen, Giuseppe Giacosa wurde noch hinzugezogen und sogar Victorien Sardou soll an dem Libretto maßgeblich mitgewirkt haben. Nach Fertigstellung des Librettos – es war eine reichlich schwierige Zusammenarbeit der Autoren –, begann Puccini im Sommer 1898 mit der Vertonung. Im September 1899 beendete er Tosca laut eigenem Tagebucheintrag. Die erfolgreiche Uraufführung fand am 14. Jänner 1900 im Teatro Costanzi in Rom unter Leopoldo Mugnone statt. Den ersten wirklich triumphalen Erfolg brachte dann die Erstaufführung an der Mailänder Scala unter Arturo Toscanini gute zwei Monate später. Seitdem ist Tosca aus dem Repertoire nicht wegzudenken. Nun war der Verismo keine Neuheit mehr, aber derart brutal ist es wohl selten in einer Oper zugegangen: Mord, Folter und Liebe, Eifersucht und Leidenschaft – alles ist im Übermaß vorhanden. Daher löste dieser Politkrimi in Musik erhebliche Kontroversen aus: Hauptvorwurf gegenüber dem Verismo war, es sei eine Form des Sensationstheaters platter Machart; Effekthascherei, wäre der heutige Begriff dafür. Julius Korngold nannte Tosca ein „Quälodrama“, Richard Specht „verlogenstes Kolportagetheater“. Die einhellige Meinung der zeitgenössischen Kritiker war: musikalisch zu derb und zu wenig poetisch. Erst nach 1945 wurde die Geschichte um die tief gläubige Tosca, den leidenschaftlichen Cavaradossi und den sadistischen Scarpia psychologisch interpretiert. Zu dem Drama auf der Bühne erklingen im Orchestergraben pointierte Charakterzeichnungen der Figuren, aber – wie gewohnt bei Puccini – auch lyrische Wendungen und wunderschöne Melodien, die diesen Opern-Schocker einmalig machen.