Favola in musica in einem Prolog und fünf Akten (1607)
Libretto von Alessandro Striggio
Konzertante Aufführung in italienischer Sprache
Besetzung
Inhalt / Zum Werk
Im 16. Jahrhundert machte es sich die Florentiner Camerata zum Ziel, die antike griechische Tragödie wieder zum Leben zu erwecken. Da diese humanistisch gebildeten Adeligen davon ausgingen, dass die Dramen der Antike bei den Aufführungen gesungen worden waren, beschäftigten sie sich mit dem Verhältnis von Sprache und Musik. Sie wählten bevorzugt Stoffe, in denen Gesang plausibel erschien, und auf keine andere Figur trifft dieser Ansatz besser zu als auf den Sänger Orpheus. Die Academia degli invaghiti in Mantua beauftragte 1607 den Komponisten Claudio Monteverdi, der im Dienst der Fürsten von Mantua stand, ein musikalisches Orpheus-Drama zu erschaffen. Der Dichter Alessandro Striggio richtete für Monteverdi das Libretto ein, das Orpheus’ Bittgesang vor den Göttern der Unterwelt in den Mittelpunkt stellte. Monteverdi fand für das Verhältnis von Text und Musik eine progressive Lösung, welche die Zukunft der Oper prägen sollte: Er definierte zwei Ebenen des dramatischen Gesangs, einerseits das Rezitativ für den allgemeinen Dialog undandererseits musikalisch geschlossene Formen für die Momente, in denen die Musik im Mittelpunkt stehen sollte. Es gelang ihm, den Text mit musikalischen Mitteln affektiv zu verstärken, und mit dieser Technik sorgte er für die entscheidende Initialzündung für eine Gattung, zu deren Beginn ein Irrtum stand, denn im antiken Theater wurden die Dialoge gesprochen. Im Zentrum von Monteverdis Favola in musica steht der Titelheld. Von den Freuden vollkommenen Liebesglücks stürzt er in die restlose Verzweiflung über den Tod seiner ihm eben erst angetrauten Eurydike. Orpheus ist nicht bereit, diesen Schicksalsschlag zu akzeptieren, doch nachdem er dann den endgültigen Verlust seiner Gattin selbst verursacht, bleibt er in völliger Einsamkeit zurück. Mit dem Prolog und dem Ende zeigt Monteverdi, wie uneingeschränkt er der Musik in der neuen Theatergattung vertraute. Tritt zu Beginn die personifizierte Musik selbst auf, um Orpheus’ Taten anzukündigen, greift am Ende sein Vater Apollo, Gott der Musik, in die Handlung ein, und gemeinsam steigen sie singend in den Himmel auf, wo Orpheus das Ebenbild seiner Eurydike in der Sonne und in den Sternen wiedersehen darf.